Schnapphahngewehr



Schnapphahngewehr


Inventar Nr.: KP B XVII.319/9
Bezeichnung: Schnapphahngewehr
Künstler / Hersteller: Hasan (1650 - 1750)
Datierung: Ende 17. Jh.
Objektgruppe: Feuerwaffen
Geogr. Bezug: Osmanisches Reich
Material / Technik: Lauf aus Eisen mit Mantel aus Schweißdamast, in ca. 15 mm breiten Streifen, bis auf das runde Kammerstück zwölfeckig, der Mittelteil zwischen Mündung und dem gemarkten Laufteil um 15 Winkelgrade gedreht. Bohrung ohne Züge. Mündung kapitellartig mit aufgelötetem Korn aus zwei parallelen Metallsteifen, Kielbogen mit Visierloch. Tauschierungen mit Fehlstellen aus silber- und goldfarbenem Metall. Steine in Metallfassungen bis auf drei Stück verloren. Schnapphahnschloss aus Eisen, im Vergleich mit den anderen Gewehren größer und von besserer Qualität. Hahn mit Sicherungshaken und Fingerbügel. Geriffelte Schlagfläche und Abzug aus Eisen. Schloss durch drei wangenseitige Schlitzschrauben befestigt, Hornunterlagen in den Schaft eingelassen. (Reste roter Paste zwischen Unterlage und Schraube). Räumnadeln und Gehäuse fehlen. Kleine polyederförmige Eisenöse unterhalb des Schlosses (Befestigung der Räumnadelkette, siehe: Dresden 1995, Im Lichte des Halbmondes, S. 214). Wangenseitig zwei runde Trageösen in Polyederköpfen, beides aus Eisen, beidseitig fehlen die Unterlegscheiben. Schaft aus Holz, hinter dem Laufboden und an der Ladestockmündung Beschläge aus nielliertem Silberblech. Zwischen den Zierbändern am Kolbenabschluss fehlt ein Beschlagblech, wie Nagellöcher im Schaft anzeigen. Nagellöcher vor dem Schloss in Position des Räumnadelgehäuses. Nagellöcher im Bereich der hinteren Schlossbefestigungsschraube weisen auf einen hier ursprünglich montierten, unbekannten Gegenstand hin. Ladestock aus Holz, beidseitig Eisentüllen, daran ein konischer, zu 3/5 eingängiger, zu 2/5 dreigängiger Ausdreher unter Schraubkappe und ein Stopfer. Dieser mit Längsnaht aus Kupferlot und gefeilter, mehrgängiger Tordierung (08.11.2012 FHT). Kolbenabschluss aus einer massiven Elfenbeinplatte, mit zwei Holzdübeln befestigt und drei Verzierungen in Kreisaugenform aus grünem Horn und Holz. Einfassung des Abzugs aus grünem Horn. Daneben ein eingelegtes ornamentales Band aus Elfenbein, grünem Horn und roter Paste im Rautenmuster. Drei ehemals in die Kolbenunterseite eingelegte Muster fehlen. Beide Zierbänder am Kolben aus grünen Hornstreifen, Holz, Elfenbein und einer roten Paste mit weißen kleinen Stücken (Teilbereiche fehlen). Analyse der roten Paste als Dekorelement im Kolbenbereich: Calciumcarbonat als Weißpigment (die Weißpigmentteilchen sind im Kern praktisch Bindemittelfrei, es wurde wahrscheinlich Kalksteingrieß verwendet), Menninge als orangenes Pigment. Als Bindemittel wurde Kolophonium mit wenig trocknendem Öl eingesetzt. Es sind transparente Fragmente (Überzug) im Probenmaterial vorhanden, die aus Schellack bestehen. (07.11.2012 AB)
Maße: 147,4 cm Gesamt (Länge)
6900 g (Gewicht)
111,8 cm Lauf (Länge)
110 cm Laufbohrung (Länge)
23 mm Kaliber x Kaliberlänge ca. 48 (Durchmesser)
110 cm Ladestock (Länge)
Beschriftungen: Marke: Erzeugnis von Hasan (عمل حسن)


Katalogtext:
Die drei Gewehre (Inv. Nrn. KP B XVII.319/5, 319/8, 319/9) weisen in ihrer gesamten Ausführung große Ähnlichkeiten auf. Erkennbar ist dies an den Silberblechen, den gewählten Mustern und Tauschierungen auf den Läufen sowie an der Gestaltung der Mündungen. Es ist anzunehmen, dass sie in derselben Werkstatt gefertigt wurden. Bei den damaszierten Läufen ist die Naht zwischen Hemd und dem darüberliegenden Damastfurnier im Querschnitt an der Mündung gut sichtbar, besonders bei 319/5. Oft wurde eine solche Naht mit eingeschlagenen Silbernägeln kaschiert, wie bei 319/9. Bei allen drei Gewehren handelt es sich um Wallbüchsen: Sie verfügen über einen an der Unterseite abgeflachten Schaft, der stabil auf eine Fläche aufgelegt werden kann. Zudem schließt das hohe Gewicht der Waffen, jeweils zwischen sechs und sieben Kilo, eine leichte und wendige Handhabung aus. (15.10.12 IB)



Quellen:
Inventar Armatur- und Wachszimmer um
1780 (B XVIIa), S. 2, Nr. 19

Literatur:
  • Löwe und Halbmond. Ein Prunkzelt und Waffen aus dem Osmanischen Reich in Schloss Friedrichstein. Petersberg 2012, S. 147, 149, Kat.Nr. 56.
  • Scherner, Antje: Zur Neupräsentation des Prunkzeltes und der Waffen aus dem Osmanischen Reich in Schloss Friedrichstein. In: Jahrbuch 2012 (2013), S. 24-27.


Zitierweise:
Es wird empfohlen, folgende Zitierweise zu verwenden:
KP B XVII.319/9. In: Katalog der Osmanischen Waffen der Museumslandschaft Hessen Kassel (Online-Kataloge der Museumslandschaft Hessen Kassel). Hrsg. von der Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel 2012, http://turcica.museum-kassel.de/200894/, 29.3.2024.


Letzte Aktualisierung: 25.11.2022



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