Luntenschlossgewehr (Wallbüchse)



Luntenschlossgewehr (Wallbüchse)


Inventar Nr.: KP B XVII.319/3
Bezeichnung: Luntenschlossgewehr (Wallbüchse)
Künstler / Hersteller: Haggi Mustafa (1650 - 1750)
Datierung: Ende 17. Jh. - Anfang 18. Jh.
Objektgruppe: Feuerwaffen
Geogr. Bezug: Osmanisches Reich
Material / Technik: Gemarkter Lauf aus Eisen mit Mantel aus Schweißdamast in ca. 26 mm breiten Streifen, durchgehend achteckig. Bohrung ohne Züge, Mündung leicht ausgestellt und mit aufgelötetem Korn aus zwei parallelen Metallsteifen. Kielbogen mit sich nach oben verjüngendem Visierschlitz (um Genauigkeit bei Fernschüssen zu erhöhen). Laufboden abzugseitig verschraubt. Tauschierungen mit Fehlstellen aus silber- und goldfarbenem Metall. Luntenschloss aus Eisen, Pfanne mit Schwenkdeckel. Räumnadeln und Gehäuse fehlen. Zwei runde Trageösen in Polyederköpfen aus Eisen auf der Wangenseite, die Unterlegscheiben der Vernietung fehlen beidseitig. Drei in den Schaft eingelegte Scheiben aus Horn fehlen an zwei Laufsicherungssplinten. Horneinlage zwischen Abzug und Schlitzschraube. Schaft aus Holz mit Beschlägen aus nielliertem Silberblech. Hinter dem Laufboden fehlen wangen- und schlossseitig Teile des Blechs. Kappe auf dem Kolbenabschluss aus Eisenblech mit Kupfer verlötet. Ladestock aus Holz, beidseitig Eisentüllen, daran Ausdreher und Stopfer. Ausdreher konisch, zu zwei Dritteln eingängig, danach dreigängig. Stopfer kapitellartig, stellenweise punziert. In der Ladestockmündung des Schaftes ist ein mit Buntmetallnägeln fixiertes Messingrohr eingelassen. (01.11.2012 FHT)
Die am Kolben eingelegten Zierbänder und Dekore bestehen aus mit Messingblech unterlegtem Schildpatt, grünem Horn, Messingstreifen, Perlmutt mit roter und blau-grauer Paste. Viele Teile des eingelegten Dekors fehlen. (07.11.2012 AB)
Maße: 149 cm Gesamt (Länge)
112 cm Lauf (Länge)
109,8 cm Laufbohrung (Länge)
28,5 mm Kaliber x Kaliberlänge 38,4 (Durchmesser)
1019 cm Ladestock (Länge)
7900 g (Gewicht)
ca. 25 x 148,8 x 10 cm (Objektmaß)
Beschriftungen: Marke: Erzeugnis von Hadschi Mustafa (عمل حاجى مصطفى)


Katalogtext:
Die Meistermarke gibt an, dass der Laufschmied namens Mustafa ein Mekkapilger war und liefert so eine interessante Zusatzinformation. Die Osmanen verwendeten lange Zeit Luntenschlossgewehre: Bei diesem Zündmechanismus wird eine glimmende Lunte aus Baumwolle in den Hahn eingeklemmt und durch das Bedienen des Abzugs in eine gegenüberliegende, mit Pulver gefüllte Mulde, die sogenannte Pfanne, gedrückt. Das Pulver fängt Feuer, entzündet durch ein Loch die Ladung im Lauf und löst dort die für den Schuss nötige Explosion aus. Auch der sich nach oben verjüngende Visierschlitz ist typisch bei osmanischen Feuerwaffen und diente dazu, die Zielgenauigkeit bei Fernschüssen zu erhöhen.
(15.10.12, Ina Brandt)



Quellen:
Inventar Armatur- und Wachszimmer um
1780 (B XVIIa), S. 2, Nr. 19

Literatur:
  • Löwe und Halbmond. Ein Prunkzelt und Waffen aus dem Osmanischen Reich in Schloss Friedrichstein. Petersberg 2012, S. 144, Kat.Nr. 52.


Zitierweise:
Es wird empfohlen, folgende Zitierweise zu verwenden:
KP B XVII.319/3. In: Katalog der Osmanischen Waffen der Museumslandschaft Hessen Kassel (Online-Kataloge der Museumslandschaft Hessen Kassel). Hrsg. von der Museumslandschaft Hessen Kassel, Kassel 2012, http://turcica.museum-kassel.de/200891/, 28.3.2024.


Letzte Aktualisierung: 27.04.2018



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